Häufige ‚Bremsverstärker‘ identifizieren und entfernen

Wie können wir Schmerz reduzieren, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit verbessern sowie Bewegungsqualität erhöhen – und somit natürlich auch einfach besser reiten?

Bei Neuro-Rider reden wir davon, dass zuerst einige ‚Bremsen‘ gelöst und so Deine unbewusste Wahrnehmung von ‚Sicherheit‘ erhöht werden sollte  – klingt merkwürdig, wird Dir aber am Ende diese Blogs hoffentlich klarer... und auch, welche wichtige Rolle unter anderem guter Schlaf dabei spielt!

Um unser Überleben zu sichern, stellt unser Gehirn permanent Prognosen über den nächsten Moment an. Dazu benutzt es die Daten, die ihm alle Sinnesrezeptoren schicken. Diese Daten werden dann integriert, also verarbeitet, miteinander verglichen. Das Gehirn checkt, ob sie auch zueinander passen, ob sie ‚matchen‘. Wenn alles passt, kann das Gehirn eine gute Vorhersage erstellen und wenn die Vorhersage positiv ist, das Gehirn also meint, dass wir ‚sicher‘ sind, produziert es einen guten Output. Also zum Beispiel eine schmerzfreie und präzise Bewegung.

Es gibt allerdings viele Faktoren, die in Deinem Gehirn die Informationsverarbeitung derart beeinträchtigen, dass das Gehirn die bevorstehenden Situationen nicht mehr präzise Vorhersagen kann. Zum Beispiel dann, wenn die Sinnesinformationen eben nicht ‚matchen‘. Dann sprechen wir von einem „sensory mismatch“ Diese sensorischen Inkongruenzen und weitere Faktoren führen dazu, dass das Gehirn Unsicherheit oder sogar Gefahr wittert und Dich dann ausbremst, Deine Leistungsfähigkeit also einschränkt. Dazu können folgende Punkte beitragen:

 

1. Treibstoffproblem Blutzuckerschwankungen

Wenn Dein Blutzuckerspiegel Achterbahn fährt, findet das Dein Gehirn nicht so cool. Ob zu hoch oder zu niedrig, beides macht Bewegungen schlechter und kann sie sogar gefährlicher machen.  (Serra u. a. 2009; Khan, Barlow, und Weinstock 2011) Vor allem wenn der Tank leer ist, bekommt unser Gehirn schneller Panik.

 

2. Treibstoffproblem Sauerstoff

Neben Glukose ist Sauerstoff der wichtigste Treibstoff für unser Gehirn. Verletzungen wie Rippenbrüche oder -prellungen sowie Erkrankungen wie Asthma oder COPD oder auch ungünstige Gewohnheiten geprägt durch Stress können die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff sehr stark beeinträchtigen. In diesem Fall sind neuroplastische Veränderungen – sprich langfristiges lernen – nur sehr schwer möglich. Betroffen sind in meiner Klientel gut 2/3 aller Klienten, olympische Athleten übrigens nicht ausgenommen.

 

3. Defizite bei Augenbewegungen und Sehverarbeitung

Für unser Gehirn ist es wichtig, schnell von beiden Augen ein scharfes Bild von der Umgebung zu bekommen, in der wir uns bewegen. Verlangsamte oder ungenaue Augenbewegungen erschweren die Wahrnehmung unserer Umwelt. Die Interpretation visueller Daten wird kalorisch aufwendiger, also anstrengender, wenn die Bilder vom rechten und linken Auge sich zu stark voneinander unterscheiden. Wenn unsere Augen und unsere Sehverarbeitung nicht auf Zack ist, drückt unser Gehirn auf die Bremse. Wenn Dein Scheibenwischer im Auto bei Regen nicht geht, würdest Du das auch machen, oder?

 

4. Alte Verletzungen und „unscharfe Landkarten“ durch wenig Bewegung

Alte Narben, Tätowierungen, Brüche, Bänderisse usw. hinterlassen zum einen geschädigte Rezeptoren am Ort der Verletzung einerseits, andererseits können die über den Verletzungszeitrum verringert fließenden Informationen die „Landkarten“ unseres Gehirns erheblich verändern und „unscharf“ machen. Unser Gehirn kommuniziert dann nicht mehr so gut mit den betroffenen Stellen. Auch wenn die Verletzung lägst geheilt ist, muss die neuronale Repräsentation des ehemals verletzten Gewebes im Gehirn noch lange nicht wieder hergestellt sein.

Wenn Gelenke über einen längeren Zeitraum nicht mehr durch Ihre gesamte Bewegungsweite geführt werden, dann haben die Mechanorezeptoren, die in Gelenken in größter Häufigkeit zu finden sind, ein Aktivierungsdefizit, was sich auch negativ auf die Qualität der „Landkarten“ auswirkt. Das Gehirn verliert diese Bereiche also aus dem Radar.

Würdest Du mit einer unscharfen oder ungenauen Landkarte eine Wanderung durch unbekanntes und gefährliches Gebiet wagen?

 

5. Vestibuläre Defizite

Zum Gleichgewichtssystem in unserem Innenohr kannst Du noch mehr im Blog „Stabiler Sitz und das Innenohr“ lesen. Klar ist, dass unser Gehirn es überhaupt nicht mag, wenn es nicht genau weiss, wo die Erdanziehungskraft herkommt und wie schnell wir durch die Welt beschleunigen – sprich, wo oben und wo unten ist und mit welcher Geschwindigkeit wir uns wo hin bewegen. Jeder, der schon mal von einem buckelnden Pferd abgeworfen wurde, weiss, wovon ich rede.

 

6. Soziale Probleme

Menschen sind Herdentiere. Ärger und Probleme im Job, mit Freunden, Familie, Partner oder Kindern verursachen emotionalen und physiologischen Stress. Dadurch verändern sich Hormonausschüttungen, Blutzuckerspiegel und Atemmuster – und wir sind wieder bei Punkt 1 und 2.

 

7. Schlafdefizit

Zu wenig Schlaf ist böse. Sehr böse. Alles wird schlechter, wenn Du zu wenig Schlaf hast: Stimmung, Sexualtrieb, Sehfähigkeiten, Balance, Bewegungsgefühl, Reaktionsvermögen, Aufmerksamkeit und vieles mehr. Während des Schlafes passieren wichtige Reparatur und Abfallbeseitigungsmassnahmen im Gehirn.

Schlaf is King. Also los, ab ins Bett mit Dir. Augen zu. Schlafen! ☝🏻😉

Wenn Dein Gehirn also manchmal beim Reiten auf der Bremse steht, dann solltest Du die Faktoren, welche die Bremskraft verstärken, finden und eliminieren. Die richtigen Impulse gegen diese Bremsen findest Du mit dem Test-/Retest-Prinzip heraus. Wie das funktioniert, erklären wir Dir natürlich ganz genau in den verschiedenen online-Kursen, die wir anbieten, wie zum Beispiel der Neuro-Rider Basic+ Kurs.

Foto: Canva

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