Schmerzen verstehen / Explain Pain Supercharged

Liebe Leserinnen und Leser, heute möchte ich Sie auf eine kurze aber spannende Reise in die Welt der Schmerzwissenschaften mitnehmen. Unser Verständnis von Schmerz hat sich in den letzten 15 Jahren dank der bahnbrechenden Arbeit von David Butler und Lorimer Moseley und dem Einfluss ihres Buches „Explain Pain Supercharged“ grundlegend verändert. Ihre auch für die Praxis hochrelevanten Ideen und Forschungen haben es leider noch nicht ins Feld aller Praxen und Kliniken geschafft. 

Die traditionelle Sichtweise von Schmerz

Früher dachte man, Schmerz sei eine direkte, unkomplizierte Reaktion auf eine körperliche Verletzung – eine Art Warnsignal des Körpers. Aber warum spüren dann manche Menschen Schmerzen ohne offensichtliche Verletzung? Oder warum verschwinden die Schmerzen bei manchen nicht, auch wenn die Verletzung längst verheilt ist? 

Butler, Moseley und „Explain Pain Supercharged“

 Mit ihremBuch „Explain Pain Supercharged“ öffnen und Butler und Moseley die Augen für eine neue, tiefgreifende Sichtweise auf Schmerz. Sie zegen auf, dass Schmerz nicht nur eine körperliche, sondern auch eine stark emotionale und kognitive Erfahrung ist. 

Das Gehirn und der Schmerz

Die neuere Schmerzforschung sieht das Gehirn als zentrale Schaltstelle für Schmerzempfinden. Nicht der Schaden an sich, sondern wie unser Gehirn diesen interpretiert, bestimmt unser Schmerzerleben. Schmerz wird empfunden, wenn das Gehirn der Meinung ist, dass potentielle Gefahr für Gewebe besteht. Das Gehirn empfängt Informationen, die "Sicherheit" signalisieren einerseits, es kann aber auch Informationen empfangen, die "Bedrohung und Gefahr" signalisieren. Wenn die Gesamtmenge der Inputs mehr "Gefahr" signalisieren, tendiert das Gehirn dazu, schneller Schmerzen zu erzeugen.

Was sind das für Inputs, die "Gefahr" signalisieren? Nun, jede sensorische Information, die durch Rezeptoren und Nerven ins Gehirn geleitet wird, kann entweder qualitativ oder quantitativ mangelhaft sein. Das macht es dem Gehirn dann schwer, eine gute Vorhersage für den aktuellen und zukünftigen Status Quo anzufertigen. Das Gehirn hat eine Hauptaufgabe: Für unser Überleben sorgen. Alles, was die Zukunft weniger verlässlich vorhersagen lässt, wie zum Beispiel mangelhafte Informationen aus sensorischen Systemen, ist eine Gefahr und hat das Potential, Schmerzen auszulösen.  Diese Perspektive revolutioniert unser Verständnis von Schmerzen und die Herangehensweise an Schmerz! 

Was bedeutet das für Schmerzpatienten?

Die moderne Schmerzwissenschaft betont ein biopsychosoziales Modell. Das bedeutet, dass biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammenwirken, um unser Schmerzerlebnis zu formen. Für Menschen, die unter Schmerzen leiden, öffnet diese neue Sichtweise Türen zu Hoffnung und Heilung. Sie zeigt, dass Schmerz nicht nur eine physische Angelegenheit ist, sondern auch beeinflusst und kontrolliert werden kann durch unser Verständnis, unsere Einstellung und unser Verhalten. Und letztendlich durch neurozentriertes Training mit einem erfahrenen Praktiker. Denn durch genaues Testen aller sensorischen Systeme lassen sich potentielle "Bedrohungssignalgeber" ausfindig machen und reduzieren. 

Ich hoffe, diese Erkenntnisse bieten Ihnen neue Perspektiven und Möglichkeiten, um mit Schmerz umzugehen. Wenn sie Schmerzen haben, lesen sie das Buch. Es gibt eine deutsche Version "Schmerzen verstehen" - hier ist der Link: , aber die englische Originalversion (Link hier) ist schöner und lustiger! 

Liebe Grüße , bleiben Sie gesund und in Bewegung! 

Marc 

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